Arbeitnehmende: Motiviert und gestresst in einer sich wandelnden Arbeitswelt

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Die Qualität von Arbeitsbedingungen sorgt nicht nur für zufriedene Arbeitnehmende, sondern hat auch einen hohen Einfluss auf die Qualität der geleisteten Arbeit. Daher veröffentlichen Travail-Suisse und das BFH-Zentrum Soziale Sicherheit jährlich das «Barometer Gute Arbeit», das die Arbeitsbedingungen in der Schweiz misst. Obwohl diese mehrheitlich zufriedenstellend sind, gibt es auch beunruhigende Tendenzen – zum Beispiel bei der körperlichen Belastung und den mittelfristigen Jobperspektiven.

Arbeit ist eine zentrale Ressource in unserer Gesellschaft. Durch Megatrends wie die Globalisierung und die Digitalisierung ist die Arbeitswelt einem stetigen Wandel unterworfen. Während für die Arbeitgebenden die Qualität der geleisteten Arbeit von grosser Bedeutung ist, ist für die Arbeitnehmenden auch die Qualität der Arbeitsbedingungen zentral. Zusammen mit Travail.Suisse veröffentlicht das BFH-Zentrum Soziale Sicherheit jährlich das «Barometer Gute Arbeit». Dieses misst die Qualität der Arbeitsbedingungen in der Schweiz anhand eines wissenschaftlich entwickelten Kriterienrasters, das sich auf Erfahrungen im In- und Ausland stützt.

Das diesjährige «Barometer Gute Arbeit» zeigt auf Basis einer repräsentativen Erhebung bei 1‘400 Arbeitnehmenden, wie sich die Qualität der Arbeitsbedingungen gegenüber den Vorjahren verändert hat und in welchen Bereichen sie verbesserungsfähig ist. Insgesamt kann den Arbeitsbedingungen in der Schweiz bezüglich Motivation, Sicherheit und Gesundheit auch im Jahr 2017 ein gutes Zeugnis ausgestellt werden. Beunruhigende Tendenzen im zeitlichen Vergleich sind im Bereich der Gestaltungsmöglichkeiten und bei der körperlichen Belastung auszumachen. Leicht rückläufig scheinen auch die mittelfristigen Perspektiven zu sein.

Motivation

Die Motivation der Arbeitnehmenden in der Schweiz befindet sich auf hohem Niveau, allerdings mit gewissen Einschränkungen. Insbesondere die Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten werden mit 57 resp. 61 Skalenpunkten schlecht bewertet. Und gerade die Beurteilung der Gestaltungsmöglichkeiten hat sich in den letzten drei Jahren um 2 Punkte signifikant verschlechtert, was hauptsächlich auf den schwindenden Einfluss auf die Arbeitszeiten zurückzuführen ist. Insbesondere im Gastgewerbe sowie im Gross- und Detailhandel wird dies als belastend empfunden. Hinzu kommt, dass die hohen Werte bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie seit 2015 ebenfalls eine negative Tendenz aufweisen.

Sicherheit

In der Sicherheitsdimension haben sich die Perspektiven der Arbeitnehmenden seit 2015 eher verschlechtert. Kurzfristig betrachten die meisten ihren Arbeitsplatz als gesichert. Bei der Beurteilung der mittelfristigen Arbeitsplatzsicherheit fällt das Resultat mit 56 Punkten weniger optimistisch aus. Ausschlaggebend war hier die Frage, ob die Arbeitnehmenden glaubten, einen vergleichbaren Job zu finden, falls sie die aktuelle Stelle verlören. Besonders Personen im Erziehungs- und Unterrichtswesen (-10.3 Punkte) sowie Arbeitnehmende im Sektor der wirtschaftlichen und technischen Dienstleistungen (-9.7 Punkte) beurteilen diese Fragen im Jahr 2017 deutlich pessimistischer als 2015. Ebenfalls kritisch beurteilt wird die Frage nach dem angemessenen Einkommen im Verhältnis zu den erbrachten Leistungen.

Gesundheit

Die Werte in der Dimension Gesundheit blieben in den letzten drei Jahren auf relativ tiefem Niveau stabil. Als belastend wurden hier vor allem der Stress und die psychische Belastung empfunden, die mit 42 resp. 46 Punkten am schlechtesten bewertet wurden. Einzig die körperliche Belastung am Arbeitsplatz verzeichnet in den letzten drei Jahren einen signifikanten Rückgang von 4 Skalenpunkten, wovon Arbeitnehmende im Baugewerbe, im Gastgewerbe sowie im Detail- und Grosshandel überdurchschnittlich betroffen sind.

Unterschiede nach Regionen

Unterscheidet man die Resultate nach Grossregionen, bestätigen sich die letztjährigen Befunde. So werden die Arbeitsbedingungen im Kanton Tessin am schlechtesten beurteilt. Sowohl die Sicherheitsdimension als auch die Motivation liegt im Kanton Tessin markant unterhalb des Schweizerischen Durchschnitts (-3.4 resp. -3.7 Punkte). Nur die Genferseeregion weist bei der Sicherheit ähnlich tiefe Werte auf. In beiden Fällen sorgen sich Arbeitnehmende entscheidend häufiger um ihren Arbeitsplatz und bezweifeln bei einem Verlust wieder eine gleichwertige Stelle zu finden. Zudem beurteilen Arbeitnehmende in der Genferseeregion die Gesundheitsdimension schlechter als in den übrigen Regionen. Insbesondere die psychische Belastung und der Stress werden als gravierender eingestuft.

Unterschiede nach Einkommen

Personen mit höherem Einkommen profitieren grundsätzlich von einer besseren Qualität der Arbeitsbedingungen. Doch gerade in der Gesundheitsdimension gibt es auch umgekehrte Resultate: während bei Personen mit höheren Einkommen eine deutliche Verringerung der körperlichen Belastungen festzustellen ist, nehmen Stress und zeitliche Belastungen – u.a. wegen überlangen Arbeitstagen – mit dem Einkommen zu.

 


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