Stress und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten bei der Arbeit

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Stress und psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz nehmen weiter zu. Arbeitnehmende verlieren vermehrt die Hoheit über ihre Arbeitszeiten. Und an manchen Orten mangelt es seitens Arbeitgeber an der Unterstützung für Weiterbildungen. Dies sind die Ergebnisse des fünften «Barometers Gute Arbeit».

Seit fünf Jahren beurteilen die Arbeitnehmenden der Schweiz im «Barometer Gute Arbeit» ihre Arbeitsbedingungen. Das Kooperationsprojekt von Travail.Suisse, dem unabhängigen Dachverband der Arbeitnehmenden, und der BFH folgt der Vorstellung, dass zukunftsfähige Arbeit die Gesundheit schützen, die Motivation erhalten und ein garantiertes Mass an Sicherheit bieten muss.

Viel Stress im Job – abnehmende Hoheit über Arbeitszeiten

Die schlechteste Beurteilung geben die Arbeitnehmenden im Bereich Stress ab, dessen Wert nicht einmal 40 von 100 möglichen Punkten erreicht – lediglich 6,7 Prozent der Arbeitnehmenden fühlt sich durch die Arbeit nie gestresst. Ein Zusammenhang mit den hohen und zunehmenden Überstunden in der Schweiz scheint plausibel.

Paradoxerweise führen flexiblere Arbeitszeiten dazu, dass Arbeitnehmende Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeiten verlieren. Flexiblere Arbeitszeiten führen auch zunehmend zu Problemen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. So hat sich der Anteil der Arbeitnehmenden, welche von Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit berichtet, seit 2015 signifikant erhöht; der entsprechende Wert ist um drei Punkte auf 74 gefallen.

Hohe Sinnhaftigkeit – zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten

Am positivsten werden die Arbeitsbedingungen in der Dimension Motivation beurteilt. Arbeitnehmende sprechen ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu (77 Punkte) und identifizieren sich im Allgemeinen stark mit ihrer Arbeit, den Produkten und Dienstleistungen ihres Arbeitgebers (78 Punkte).

Negativer werden die Entwicklungsmöglichkeiten bewertet, was durch eingeschränkte Aufstiegschancen und mangelhafte Weiterbildungsförderung begründet wird. Der Anteil der Arbeitnehmenden, die betreffend Weiterbildung keine oder eine aus ihrer Sicht unzureichende Unterstützung erhalten, ist 2019 erstmals grösser als der Anteil der Personen, die in hohem Mass gefördert werden. Gerade beim Thema Weiterbildung bestehen grosse Unterschiede. Auf der einen Seite können 42 Prozent der sich in Weiterbildung befindenden Personen mit vollständiger zeitlicher wie finanzieller Unterstützung rechnen. Auf der anderen Seite muss ein knappes Viertel auf eine Art der Unterstützung vollständig und auf die andere teilweise verzichten. Für den Rest gelten Mischformen der zeitlichen und finanziellen Unterstützung. Allerdings hat jeder dritte Arbeitnehmende im letzten Jahr gar keine Weiterbildung besucht. Eine mangelhafte Unterstützung durch den Arbeitgeber sowie zeitliche oder finanzielle Gründe werden hierfür als häufigste Ursachen angegeben.

Auffallend sind hier auch die Geschlechterunterschiede: Während beispielsweise bei einer deutlichen Mehrheit der Männer (62%) die Kosten vollständig übernommen werden, erfährt die Mehrheit der Frauen entweder keine (24%) oder nur eine teilweise (31%) finanzielle Unterstützung. Solche Unterschiede zeigen sich auch bei der Karrierezufriedenheit oder bei der mittelfristigen Arbeitsplatzsicherheit der Frauen: So beurteilen Frauen ihre Arbeitssituation in diesen Bereichen jeweils 3 Punkte schlechter als die männlichen Arbeitnehmer.

 


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