Der Fokus aktueller Sozialhilfereformen liegt in vielen Kantonen auf der Ausgestaltung von Anreizsystemen. Das Ziel solcher finanzieller Anreizsysteme ist es, Sozialhilfebeziehende möglichst rasch zu wirtschaftlicher Eigenständigkeit zu verhelfen. Wie Studien des BFH-Zentrums Soziale Sicherheit zeigen, greift dieser Fokus jedoch zu kurz. Vielmehr gilt es, die Wirksamkeit verschiedener Massnahmen in der Sozialhilfe umfassend zu betrachten und Massnahmen auf verschiedenen sozialpolitischen Ebenen einzuleiten. Anreize sind dabei nur eines von mehreren Handlungsfeldern, die es zu berücksichtigen gilt.
In der dritten Ausgabe des Social Impact hält das BFH-Zentrum Soziale Sicherheit fest, dass es für eine wirksame und finanzierbare Sozialhilfe mehr braucht als eine Debatte über finanzielle Anreize für Sozialhilfebeziehende. Es braucht eine Politik, die auf struktureller und organisationaler Ebene ansetzt und die für besonders verletzliche Menschen spezifische Lösungen erarbeitet.
- Eine wirkungsvolle Sozialhilfe benötigt eine strukturelle Verknüpfung der Sozialpolitik mit der Arbeitsmarkt-, Wohnungs- und Bildungspolitik.
- Eine wirksame Sozialhilfe entwickelt zielgerichtete Unterstützungsmassnahmen für besondere Risikogruppen. Dazu müssen Reformen in der Sozialhilfe auf gesetzlich festgelegte Ziele ausgerichtet und Prioritäten gesetzt werden.
- Um die Zusammenarbeit der Sozialhilfe mit anderen sozialen Diensten zu fördern, braucht es neue Kooperationsformen zwischen Kanton und Gemeinden und den gezielten Abbau struktureller Hindernisse.
- Aufgabe der Sozialdienste ist die kosteneffiziente und effektive Erbringung der materiellen und immateriellen Hilfe. Für ein wirksames Management benötigen sie eine gewisse Grösse und genügend Ressourcen.
Kontakte:
- Daniel Iseli, Dozent, Fachbereich Soziale Arbeit
- Renate Salzgeber, Dozentin, Fachbereich Soziale Arbeit
- Dr. Alexander Hunziker, Studienleiter, Fachbereich Wirtschaft
- Simon Steger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachbereich Soziale Arbeit
Artikel und Berichte:
Literatur und weiterführende Links:
- Bundesamt für Statistik (BFS). (2009). Junge Erwachsene in der Sozialhilfe: Die wichtigsten Resultate. Neuchâtel: Bundesamt für Statistik BFS.
- Gerfin, Michael. (2004). Evaluation der Richtlinien der SKOS: Schlussbericht zuhanden der SKOS. Universität Bern: Volkswirtschaftliches Institut.
- Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern, erarbeitet durch die Berner Fachhochschule (BFH). (2015). Qualitäts- und Leistungscheck Sozialdienste (QLS): Handlungsempfehlungen.
- Fluder, Robert, Salzgeber, Renate & Fritschi, Tobias. (2014). Welche Gruppen von Arbeitslosen riskieren, längerfristig von Sozialleistungen abhängig zu werden? Die Volkswirtschaft 4, 32–35.
- Hunziker, Alexander & Deloséa, Eric. (2010). Strategisches Public Management: In zehn Schritten zur Balance zwischen Bewahren und Verändern in der öffentlichen Verwaltung. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt.
- Iseli, Daniel Steger, Simon. (2015). Widerspruch oder Synergie? Zur Kosteneffizienz und Qualität von Sozialdiensten. SozialAktuell, 7/8, 21–23
- Pfiffner, Roger. 2016. Jeder achte Mitarbeitende ist aktiv auf Stellensuche. Zeitschrift für Sozialhilfe (ZESO), 2, 28–29
- Salzgeber, Renate, Beyeler, Michelle & Schuwey, Claudia. 2016. Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten: Berichtsjahr 2015, 14 Städte im Vergleich.
1 Kommentare