Den perfekten Führungsstil gibt es nicht. Will eine Führungskraft die Motivation, Leistung und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden positiv beeinflussen, sind jedoch eine entsprechende Grundhaltung und positive Vorstellungen zentral. Durch eine bewusste Kommunikation und Gesprächsführung wirken Führungskräfte motivierend und erhöhen die Entwicklungsbereitschaft der Mitarbeitenden.
Das Phänomen ist wissenschaftlich belegt: Wenn Vorgesetzte das Thema Motivation zur Sprache bringen, fühlen sich Mitarbeitende tendenziell gestresst. Umgekehrt können Führungskräfte die Motivation ihrer Angestellten stärken, wenn sie sich ehrlich um ihre Interessen und Stärken kümmern und diese unterstützen. Gelingt dies, dann kann die Führungsperson nicht nur theoretisch viel bewirken, sondern durch ihr Verhalten mit ihrem Team einiges erreichen.
In der Praxis sieht es jedoch oft anders aus: Viele Führungskräfte schöpfen ihr Potenzial nicht vollständig aus. Oft ist ihnen nicht bewusst, was sie bewirken könnten und welchen Effekt ihr Verhalten und Charakter dabei ausübt. Will eine Führungskraft positive Wirkung erzeugen, benötigt sie ein ausgeprägtes Bewusstsein darüber, wie sie sich in bestimmten Situationen verhält, wie ihr Verhalten nach aussen wirkt und wie sie dieses beeinflussen kann. Erst dann kann sie das Verhalten reflektieren, verändern und gezielt einsetzen, um auf eine gesunde und motivierende Art zu führen. Um dieses Bewusstsein zu erlangen, muss die Führungskraft die inneren Mechanismen verstehen, welche das Verhalten von ihr und ihrem Mitarbeitenden bestimmen.
Der Einfluss von Vorstellungen und Vorurteilen
Eine erfolgreiche Führungskraft zeichnet sich nicht durch die Position im Organigramm aus, sondern durch ihre persönliche Einstellung, die zu einem gewissen Teil durch ihre eigenen Vorstellungen geprägt wird. Vorstellungen können sich auf Erlebtes stützen oder abstrakter Natur sein. Sie beinhalten meist Erwartungen an die Zukunft und können grundsätzlich positiver wie auch negativer Natur sein – wobei schädliche Vorstellungen Angst erzeugen, positive Vorstellungen hingegen eine ermutigende und aktivierende Wirkung haben. Wer positive Vorstellungen pflegt, baut eine entsprechende Einstellung auf, was schliesslich in der Persönlichkeit zum Ausdruck kommt und so nach aussen sichtbar wird.
Vorstellungen werden unter anderem durch unsere Vorurteile geprägt. Sie sind gefestigte Vorstellungen, die die Betrachtung einer Person, eines Objektes oder eines Sachverhalts in einer Weise beeinflussen können, die eine Veränderung verhindert. Durch die Verinnerlichung positiver Vorurteile neigt ein Mensch dazu, die positiven Seiten einer Person oder einer Situation in den Vordergrund zu stellen. Dasselbe gilt umgekehrt für negative Vorurteile. Die unbewusste, selektive Wahrnehmung der positiven oder negativen Aspekte im Umgang mit Menschen oder Situationen ist ein Akt der Selbstbestätigung und stärkt die eigenen Vorurteile. Dies führt dazu, dass man an den Erfahrungen und dem Wissen aus der Vergangenheit festhält und die Entwicklung seiner Persönlichkeit stillsteht. Um diese anzukurbeln und bestehende Verhaltensweisen zu ändern, ist der reflektierte Umgang mit den eigenen Vorstellungen und Vorurteilen notwendig.
Adäquate Vorstellungen treiben eine Organisation voran
Das sture Festhalten an vorgefassten Meinungen bringt niemanden in seiner persönlichen Entwicklung weiter. Durch die Kultivierung adäquater Vorstellungen können Führungskräfte somit einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige Personalentwicklung leisten. So kann eine Führungskraft zum Beispiel als «Zukunftsgestalterin» Neuerungen als Chancen betrachten oder sie kann als «Vergangenheitsbewältigerin» agieren und in unbekannten Situationen eher Herausforderungen sehen. Jedoch gilt es Vorstellungen zu verwerfen, sobald sie nicht mehr der Realität entsprechen.
In der Arbeitswelt besteht vielerorts die Tendenz, Wandel und Neuerungen zu behindern und starr an bestehenden Strukturen festzuhalten. Vorbildliche Führungspersonen zeichnen sich jedoch gerade dadurch aus, dass sie Veränderungen als Chance sehen und dazu anspornen, Neuerungen anzugehen. Dazu gehören aktivierende und motivierende Vorstellungen. Die eigene Persönlichkeit wächst daran und sie motivieren Mitarbeitende Neuerungen positiv zu sehen.
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Literatur und weiterführende Links:
- Goleman, D., Boyatzis, R. E. & McKee, A. (2002). Emotionale Führung. Econ.
- Loffing, C. (2005). Mitarbeiter richtig führen: Erfolgreiche Führungskräfte führen flexibel. Kohlhammer Verlag.
- Roth, G. (2011). Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten: Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Klett-Cotta.
- Schieffer, A. (2013). Führungspersönlichkeit: Struktur, Wirkung und Entwicklung erfolgreicher Top-Führungskräfte. Springer-Verlag.
- Urban, F. Y. (2008). Emotionen und Führung: theoretische Grundlagen, empirische Befunde und praktische Konsequenzen. Springer-Verlag.
- Zimmermann, K. A. (1996). Einstellungen—Vorstellungen—Visionen. In Kreatives Führungsverhalten (S. 75-82). Gabler Verlag.
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