Wie kriegt das Gesundheitswesen die Arbeitsbelastung in den Griff?

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Für das Gesundheitspersonal sind Belastungen am Arbeitsplatz Alltag. Eine Studie der Berner Fachhochschule will deren Ausmass aufzeigen und gezielte Massnahmen zur Reduktion der Belastungsfaktoren entwickeln.

Ziel der Studie «Work-Related Stress among Health Professionals in Switzerland (STRAIN)» ist es, Stressquellen im Arbeitsalltag zu identifizieren sowie Stressreaktionen und daraus entstehende Langzeitfolgen zu erfassen. Aufgrund dieser Ergebnisse können darauf Massnahmen zur Prävention und Reduktion der Arbeitsbelastung abgeleitet und das Führungspersonal in Schulungen und Coachings entsprechend geschult werden. Die Reduktion der Arbeitsbelastung soll nicht nur die persönliche Gesundheit des Personals langfristig verbessern, sondern auch die Attraktivität der Gesundheitsberufe steigern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Informationsvideo für teilnehmende Organisationen

Zwischen 2017 und 2020 werden hierfür das Pflege- und Betreuungspersonal, die Ärzteschaft sowie medizinisch-technisch-therapeutischen Berufe – wie beispielsweise Physio-, Ergo- oder Ernährungstherapeut/innen –zu ihrer Arbeitsbelastung befragt.

Der Fachkräftemangel in der Schweiz

In der Schweiz fehlt es an gut ausgebildetem Gesundheitsfachpersonal. Um den Personalbedarf im Gesundheitswesen decken zu können, müssten bis ins Jahr 2030 zwischen 120‘000 und 190‘000 Fachpersonen rekrutiert werden. Dieser Mangel entsteht zum einen durch die Pensionierung des bisherigen Gesundheitspersonals. So wird ein Viertel des Gesundheitspersonals bis 2030 pensioniert. Zum andern führt die Alterung der Gesellschaft zu einer erhöhten Nachfrage. Das Bundesamt für Statistik rechnet bis 2030 mit zusätzlichen 700‘000 Personen über 65 Jahren sowie einer Verdoppelung der Menschen über 80 Jahren. Neben dem steigenden Pflege- und Betreuungsbedarf und den Pensionierungen des Gesundheitspersonals führen hohe krankheitsbedingte Absenzen und hohe Berufsausstiegsraten zu diesem Engpass. So lag 2013 die Rate der Berufsaustritte beim Pflegepersonal, den Hebammen sowie den medizinisch-technisch-therapeutischen Berufen bei über 40% und bei der Ärzteschaft bei rund 32%.

Was sind die Gründe für Berufsaustritte?

In der Forschung beschäftigt man sich vorwiegend mit den Gründen, die bei Gesundheitspersonen zu einem Stellenwechsel oder gar den Berufsausstieg führen. Neueste Resultate aus der Schweiz zeigen, dass die schwierige Vereinbarkeit des Berufs mit dem Privatleben, die Unzufriedenheit mit der Entlohnung als auch die hohe körperliche und emotionale Arbeitsbelastung häufige Gründe sind.

Studien aus Europa konnten weitere Belastungsfaktoren aufzeigen. So können eine inadäquate Fehlerkultur oder Mobbing zu einem negativen Arbeitsklima führen. Des Weiteren sind eine mangelnde betriebliche Organisation, hohe quantitative Anforderungen, belastende Umgebungsfaktoren oder fehlende Entwicklungsmöglichkeiten häufige Auslöser für einen Berufsausstiegs.

Die direkte Übertragung der Erkenntnisse aus dem Ausland auf die Situation in der Schweiz ist aufgrund der unterschieden Gesundheitssysteme und -politik sowie der betrieblichen Organisation wenig sinnvoll. Für ein auf die Schweizer Gesundheitsorganisationen zugeschnittenes Schulungsprogramm und nationale Guidelines zur Reduktion der Arbeitsbelastung braucht es daher eine vertiefte Analyse – diese soll das Projekt STRAIN nun liefern.

 


Dieses Projekt ist Teil einer Kooperation der Hochschulen Gesundheit in der Schweiz zur Entwicklung eines Kompetenzzentrums für den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen. Verschiedene Standortprojekte erarbeiten dazu Grundlagenwissen und Massnahmen.

 

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