Wie können die Gesundheitsberufe auf die Zukunft vorbereitet werden?

Von 0 Kommentare
Lehrsituation Pflege

Mit dem Forschungsprojekt Panorama Gesundheitsberufe 2030 hat der Fachbereich Gesundheit in Zusammenarbeit mit der Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern Pionierarbeit geleistet. Bis zum Jahr 2030 werden die integrierten Versorgung und das Thema Alter klar an Bedeutung gewinnen. Was heisst das für die Ausbildungen im Gesundheitsbereich? Was erstmals auf kantonaler Ebene angedacht wurde, soll jetzt national weiter ausgearbeitet werden.

Warum brauchte es die Studie Panorama Gesundheitsberufe 2030?

Danny Heilbronn (Leiter Dienststelle Berufsbildung GEF): Uns war schon länger bewusst, dass sich die Gesundheitsberufe teilweise nicht nach den aktuellen Bedürfnissen der Gesundheitsbetriebe richten. Das heisst, wir haben Fachleute ausgebildet, die Fähigkeiten mitbringen, die vor zehn Jahren aktuell gewesen wären. In Gesprächen mit der Berner Fachhochschule wurde klar, dass genau diese Thematik ein interessantes Forschungsfeld sein könnte.

Gab es Resultate aus dem Forschungsprojekt, die Sie besonders überrascht haben?

Sabine Hahn (Forschungsleiterin Fachbereich Gesundheit BFH): Erstaunt hat mich vor allem, wie schwierig es ist, über die Zukunft nachzudenken. Es ging ja nicht darum, was sich die Studienteilnehmenden von der Zukunft erhoffen, sondern wie diese gemäss fachlicher Expertise aussehen wird. Die eigenen Wünsche ausser Acht zu lassen, ist enorm schwierig. Entsprechend liegt die Stärke des Projekts nun darin, dass es sehr Nahe an der Realität ist. Überraschend war für mich, wie einig sich die Teilnehmenden im Grossen und Ganzen bezüglich der zukünftigen Entwicklungen waren.

Und was sind die entscheidendsten Erkenntnisse der Studie?

Danny Heilbronn: Wir konnten und wollten nicht für 14 verschiedene Gesundheitsberufe Einzelaussagen machen. Ziel war es zu zeigen, dass man genauer hinschauen und jetzt anfangen muss, die Berufe im Gesundheitswesen neu auszulegen. Wir wollten eine Diskussion anregen, wollten die Zukunft zum Thema machen und das ist uns auch gelungen.

Sabine Hahn, Disziplin- und Forschungsleiterin Fachbereich Gesundheit, Berner Fachhochschule
Danny Heilbronn, Leiter Dienststelle Berufsbildung, Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern

 

Wie sieht denn die Gesundheitsversorgung bis im Jahr 2030 aus?

Danny Heilbronn: Eine der grossen Herausforderungen wird die alternde Gesellschaft sein. Das wird alle betreffen: Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Behörden etc. Für die einzelnen Gesundheitsberufe wird das Thema Alter ganz stark ins Zentrum rücken.

Sabine Hahn: Die Gesundheitsversorgung wird sich sicher in Richtung einer integrierten Versorgung entwickeln. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufen muss intensiviert werden, z.B. durch Case-Management. Und es wird Fachleute brauchen, die über lange Zeit Patienten begleiten, Gesundheitsfachleute, die gut vernetzt und integriert sind. Ob das dann Hausärzte oder Pflegefachpersonen sind, war nicht Thema des Forschungsprojekts. Sicher ist auch, dass sich der Fokus der Gesundheitsversorgung vom Spital hin zu externen Angeboten verschieben wird.

Was macht die Gesundheits- und Fürsorgedirektion jetzt mit den Forschungsresultaten?

Danny Heilbronn: Wir wollten eine Diskussionsgrundlage schaffen und aufzeigen, wie man zu Antworten für die Gesundheitsversorgung der Zukunft kommen kann. Erste Ansätze für Antworten lassen sich bereits aus dem Projekt herauslesen. Nun muss es auf nationaler Ebene weitergehen, jetzt sind die Akteure auf nationaler Ebene gefordert. Also konkret dort, wo an Bildungserlassen gearbeitet wird. Angesprochen sind der Masterplan Pflege des Bundes und die nationale Dach-Organisation OdASanté. Wichtig ist dabei, dass auch die Praxis wirklich mitreden kann.

Sabine Hahn: Hier können dann unsere Erkenntnisse ganz konkret für die einzelnen Berufe ausdifferenziert werden. Das BFH-Zentrum Soziale Sicherheit freut sich darauf, hier weiterarbeiten zu können.

 


Kontakte

Informationen und Partner

Beitrag teilen
0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.