Was macht uns beim Arbeiten glücklich?

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Foto: istock nd3000

Die Corona-Krise hat viele Arbeitsplätze grundlegend verändert und viele Berufsleute haben sich während der Kurzarbeit überlegt, ob der Job noch zu ihnen passt und was sie daran besonders schätzen. Eine Befragung der BFH lässt nun auf Merkmale schliessen, die einen positiven Einfluss auf die wahrgenommene Qualität der Arbeitsbedingungen haben.

Die Corona-Krise führte zu diversen Veränderungen am Arbeitsplatz, die sich mehrheitlich positiv auf die Arbeitszufriedenheit auswirkten. Arbeitnehmende berichteten von einem besseren Vertrauensverhältnis aufgrund des Homeoffice, von mehr Wertschätzung auf betrieblicher Ebene und von geringeren Belastungen. Was ist von diesen Auswirkungen geblieben? Die Befragung «Barometer gute Arbeit 2022» zeigt, dass eine erhöhte Arbeitsplatzsicherheit wahrgenommen wird und dass das gestärkte Vertrauen in die Arbeitgebenden auch nach der Corona-Pandemie weiterbesteht. Um die Qualität der Arbeitsbedingungen weiterhin erhalten und ausbauen zu können, müssen wir jedoch verstehen, welche Merkmale von Arbeitsplätzen besonders positiv bewertet werden.

Zu diesem Zweck wurden mit einem für Schweizer Arbeitnehmende repräsentativen Datensatz Modellschätzungen vorgenommen, die sowohl persönliche Merkmale wie Geschlecht, Alter und Ausbildung einbeziehen als auch Merkmale des Arbeitsplatzes wie die Tätigkeiten oder die örtliche Ausgestaltung. Betrachtet man hier den Totalindex als Durchschnittswert aller Arbeitnehmenden, so stieg dieser 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 67.2 auf 68.1 Punkte – bei einer Skala von 0 bis 100. Je nach Merkmal der Befragten weicht die wahrgenommene Qualität der Arbeitsbedingungen jedoch deutlich von diesem Totalindex ab (siehe Grafik). Im Folgenden wird auf ausgewählte Effekte eingegangen.

Persönliche Merkmale

So liegt der Indexwert von Frauen durchschnittlich 3.2 Punkte tiefer als derjenige von Männern. Dieser Geschlechterunterschied besteht auch unter Einbezug anderer Variablen – wie etwa die Position in einem Unternehmen – weiter bestehen. Im Gegensatz dazu wirkt sich sie Nationalität nicht signifikant auf die Arbeitszufriedenheit aus. Einen Einfluss hingegen hat das Alter einer Person. Im Vergleich zur Referenzkategorie der 46- bis 64-Jährigen sind die 30- bis 45-Jährigen etwas weniger zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. Auf der anderen Seite weisen Erwerbstätige, die nach Erreichen des Rentenalters noch arbeiten, durchschnittlich einen 5.7 Punkte höheren Indexwert auf. Die 16- bis 29-Jährigen sind wiederum nicht (un-)zufriedener mit ihren Arbeitsbedingungen, womit sich bezüglich des Lebensverlaufs eine typische U-Kurve ergibt. Zudem sind Vollzeit arbeitende Personen mit ihren Arbeitsbedingungen etwas weniger zufrieden als Teilzeitangestellte und Personen mit tertiärer Bildung etwas zufriedener als solche mit einem Berufsabschluss

Tätigkeiten und Arbeitsort

Im Vergleich zu den persönlichen Merkmalen wirken sich die konkreten Tätigkeiten besonders stark auf die Arbeitszufriedenheit aus. So erhöht Kundenkontakt die Arbeitszufriedenheit (+3.4 Punkte), wie auch die Arbeit mit Werkstoffen – z.B. als Schreiner*in oder Metallschlosser*in – (+3.5 Punkte) oder Tätigkeiten draussen (+2.7 Punkte). Ebenfalls positiv bewertet werden Tätigkeiten am Computer, im Team, mit grosser Verantwortung oder in einer Vorgesetztenposition. Auf der anderen Seite führen insbesondere Tätigkeiten mit körperlicher Anstrengung (-13.9 Punkte) und Tätigkeiten ohne Tageslicht (-9.6 Punkte) zu tieferer Zufriedenheit.

Auch wurde in einem Modell die örtliche Situation des Arbeitsplatzes untersucht. So führt ein längerer Arbeitsweg zu einer tieferen Arbeitszufriedenheit, bei einem Arbeitsweg von einer Stunde um 1.2 Punkte. Auch sind Personen, die nicht von zuhause aus arbeiten können oder dürfen, mit der Qualität der Arbeitsbedingungen unzufriedener als Personen, die mindestens die Hälfte der Zeit im Homeoffice verbringen (-5.5 Punkte). Auch unter Einbezug des Arbeitswegs bleibt dieser positive Effekt des Homeoffice bestehen. Gleichzeitig zeigen die Analysen aber auch, dass Arbeitnehmende weiterhin einen persönlichen Arbeitsplatz schätzen (+3.2 Punkte).

Erkenntnisse aus der Pandemie

Unabhängig von persönlichen Merkmalen werden die Errungenschaften aus der Pandemie, wie Homeoffice und damit verbundene flexiblere Arbeitszeiten, von den Arbeitnehmenden geschätzt – nicht zuletzt wegen dem als negativ wahrgenommenen Arbeitsweg. Gleichzeitig hat die Krise auch bewusst gemacht, dass Arbeitsplätze für handwerkliche Tätigkeiten oder draussen eine hohe Qualität aufweisen und in einer Krise nicht einfach ersetzbar oder ins Homeoffice verlegbar sind.

 


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1 Kommentare
  • Elina A.

    Antworten

    Ich habe mich beruflich umorientiert während der Zeit. Mein Schrank ist eingebrochen und ich wollte ihn reparieren,. habe mir dann online einen Werkzeugkasten bestellt und mithilfe von Youtube, das Ding wieder aufgebaut. Das hat mir richtig viel Spaß gemacht, also habe ich versucht alle Kleinigkeiten in meiner Wohnung zu reparieren. meine Nachbarin kam eines Tages rüber und hat gefragt, ob ich ihr vielleicht helfen könnte die Glühbirne auszutauschen. Ihr Wasserhahn war verstopft, also habe ich schnell das Sieb ausgetauscht. Mir hat all das so viel Spaß gemach und ich hab mir immer mehr Videos übers Handwerk angeschaut. Eigentlich steckte ich mitten in meinem BWL Studium, habe mich aber dann dazu entschieden, eine Ausbildung als Anlagemechanikerin anzufangen. Was soll ich sagen, es macht unglaublich viel Spaß. Deswegen, es ist nie zu spät, sich beruflich umzuorientieren.

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