Sozialdienst: Mit positiver Energie voran

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Positive Psychologie gewinnt für Betriebsführung und Management immer mehr an Bedeutung. Studien zeigen, dass Personen mit positiver Einstellung zufriedener sind, länger leben und zu mehr Leistung fähig sind. Mit Trainings in Positiver Psychologie kann eine solche Lebenshaltung im Arbeitsumfeld nachhaltig gefördert werden. Die alltäglichen Herausforderungen bei der Arbeit sollen dadurch mit einer anderen, positiven Haltung angegangen und bewältig werden. Die Sozialabteilung der Stadt Dietikon hat an einem Workshop in Positive Leadership der Berner Fachhochschule teilgenommen.

Frau Blurtschi, wie erlebten Sie die Sozialabteilung der Stadt Dietikon, als Sie deren Führung vor fünf Jahren übernommen haben?

Damals wurde unsere Abteilung einmal mehr überprüft, da wir mit der höchsten Sozialhilfequote im Kanton stets unter Beobachtung standen. Die damit verbundene Reorganisation stellte uns vor grosse Herausforderungen. Wir überlegten uns in der Teamleitung und mit dem politisch Verantwortlichen, ob unsere Art zu arbeiten noch zeitgemäss sei. Dabei kristallisierte sich unter anderem ein Thema heraus: Die Entwicklung einer vertrauensvollen, veränderungsbereiten Führungskultur.

Meine Vision war immer, dass es ein Miteinander geben muss, dass die Mitarbeitenden ihre Stärken einbringen können. Sie sollten gerne zur Arbeit kommen.

Diese Motivation ist wichtig, da das Umfeld, in welchem wir arbeiten, nicht einfach ist. Wir haben strenge gesetzliche und politische Vorgaben zu erfüllen und auch unsere Klientinnen und Klienten haben hohe Anforderungen. Daher war Positive Leadership für mich auch ein spannender, neuer Ansatz.

Liliane Blurtschi im Gespräch

Liliane Blurtschi ist seit 20 Jahren in der Sozialarbeit tätig und leitet seit fünf Jahren die Sozialabteilung der Stadt Dietikon, wo sie 60 Mitarbeitenden vorsteht.

Wie kamen Sie mit dem Thema Positive Psychologie in Berührung?

Meine anspruchsvolle Leitungsposition zwischen Politik und operativem Geschäft liess mich spüren, wie schwierig es sein kann, die Selbstmotivation aufrecht zu erhalten. Dann habe ich Wege gesucht, wie ich das ändern könnte. Ich besuchte einen Kurs in «Positive Leadership» und kam so zur Positiven Psychologie.

Wie haben Sie das Positivity Training erlebt? Blieb Ihnen etwas in besonderer Erinnerung?

Das Leitungsteam war relativ offen. Wir wussten alle nicht so recht, worauf wir uns einliessen. Aber der Workshop in Positive Leadership zeigte uns, wie motivierend es sein, kann auf dieser Basis zu arbeiten. Wir formulierten Leitsätze und legten diese unseren Mitarbeitenden vor. In einem zweiten Schritt wurden die Leitsätze an einem Anlass spielerisch umgesetzt. Einige Wochen später besuchten alle Mitarbeitenden ein mehrwöchiges, modulares Positivity Training der Berner Fachhochschule. Das Echo war sehr gut. Der Ansatz der Positiven Psychologie eröffnete neue Zugänge und Möglichkeiten – für die Arbeit als auch privat. Es wurde viel gelacht und das Vertrauen zueinander wurde gestärkt.

Und die war das Feedback Ihrer Mitarbeitenden zum Training?

Viele hielten es für eine gute Sache. Sicher gab es auch kritische Anmerkungen, gerade bei langjährigen Mitarbeitenden.

Einige fragten sich, wozu das Ganze gedacht sei, ob sie nun noch mehr Leistung bringen, noch effizienter arbeiten müssten. Dann merkten sie aber, dass es ein Geben und Nehmen ist.

Gewisse Übungen sind sehr nachhaltig – wenn man z.B. einen Dankesbrief schreibt oder für sich drei positive Dinge notiert, die man während des Tages erlebt hat. Das sind aber auch sehr persönliche Dinge, die jeder für sich selbst trainieren muss.

Inwiefern halfen die im Training erlernten Instrumente auch im Umgang mit Ihren Klientinnen und Klienten?

Wir setzten bei der Zielvereinbarung an, da dies ein wichtiges Arbeitsinstrument ist. Wir bildeten eine interne Arbeitsgruppe, die ein neues Formular erarbeitete, um die Stärken unserer Klientinnen und Klienten besser herauszuarbeiten. Auf dieser Basis versuchen wir sie mit Weiterbildungen aufzubauen. Das war ein positives Erlebnis, da die Sozialhilfebeziehenden merkten, was sie bereits gut können, und spürten, dass sie uns wichtig sind.

Wie beurteilen sie nun die Situation in Ihrem Sozialdienst, bemerken Sie Verbesserungen?

Ja. Wir haben viele Leute mit einer positiven Haltung und daher ist das Arbeitsumfeld sehr angenehm. Die Menschen bleiben gerne bei uns und das über einen langen Zeitraum.

Bei dieser schwierigen Aufgabe ist ein gutes Arbeitsumfeld sehr wichtig, damit man nicht ausbrennt.

Wie geht es weiter? Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir haben nun auf freiwilliger Basis eine Gruppe gebildet, die in regelmässigen Abständen positive Inputs gibt und sich damit beschäftigt, wie wir im Sozialdienst Positive Psychologie praktizieren. Es sind einige Sachen am Laufen und die Stimmung ist gut. Ich persönlich bin dabei ein CAS in Positiver Psychologie zu absolvieren und werde in meiner Abschlussarbeit untersuchen, wie man das Erreichte in ein Gesamtkonzept bringen kann. Danach entscheiden wir, woran wir langfristig festhalten werden. Aber Positive Psychologie ist für jeden Mensch zugänglich, deshalb sollte jeder die Möglichkeit haben, davon Gebrauch zu machen und ich finde das sollte man mehr nutzen.

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