Dank zwei Studien zeichnete die Berner Fachhochschule ein umfassendes Bild zu den Pflegehelfer/-innen SRK und konnte so das eine oder andere Vorurteil korrigieren.
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) bildet in der ganzen Schweiz Pflegehelferinnen und Pflegehelfer aus. In diesem Lehrgang werden die Grundlagen für den Einstieg in die Grundpflege und Betreuung vermittelt. Er richtet sich vor allem an Personen, häufig Migrantinnen und Migranten, die einen beruflichen Einstieg in den Pflegebereich planen. Und er hat sich in der Arbeitsintegration sehr bewährt. Das SRK verzeichnet mehr als 4000 Absolventinnen und Absolventen pro Jahr, übrigens auch ein Beitrag zum drohenden Personalnotstand in der Pflege, wenn auch nur auf der Assistenzstufe.
Vorurteile trotz Erfolg
Trotz ihrer über 50-jährigen Geschichte geraten die Pflegehelfer/innen immer wieder unter Druck, in der Gesundheitsbranche, aber auch in der medialen Berichterstattung. Mal heisst es, Pflegehelfer/innen fänden nur mit Mühe eine Anstellung, dann wieder ist von unklaren Kompetenzen die Rede oder es wird verbreitet, dass Pflegehelfer/innen unbeliebt beim Personal oder bei den Heimleitungen seien. Im Auftrag des SRK wurde der Fachbereich Gesundheit der BFH schon zweimal beigezogen, um solche Vorurteile genauer anzuschauen.
Für die erste Studie machte die BFH 2014 eine nationale Umfrage bei den in der Langzeitpflege tätigen Pflegehelfer/innen. Diese sollte die Wissenslücken in Bezug auf das genaue Einsatzgebiet und allfällige Kompetenzüberschneidungen resp. -erweiterungen schliessen. So konnte unter anderem herausgefunden werden, dass Kompetenzerweiterung besonders in den Bereichen „Verabreichung von Sauerstoff und Medikamenten“ vorkommt.
Um ein umfassendes Bild der Pflegehelfer/innen und deren Arbeitssituation zu erhalten, fehlte aber noch die Sichtweise der Vorgesetzten. Deshalb führte die BFH, wiederum im Auftrag des SRK, 2016 eine gesamtschweizerische Umfrage bei den Vorgesetzten aus Alters- und Pflegeheimen sowie in der Spitex durch. Das Forschungsprojekt zielte darauf ab, die Bedeutung, Kompetenzregelung sowie das Mentoring der Pflegehelfer/innen in Alters- und Pflegeheimen und der Spitex zu erforschen. Weiter sollten die Tätigkeiten der Pflegehelfer/innen mit denjenigen der Assistentinnen und Assistenten Gesundheit und Soziales verglichen werden. Gegen 1500 Vorgesetzte aus Alters- und Pflegeheimen sowie der Spitex wurden dazu aufgerufen, an der landesweiten Onlinebefragung teilzunehmen. 467 der ausgefüllten Fragebogen konnten ausgewertet werden.
Viel Sozialkompetenz
Die Studie ist in diesen Wochen erschienen. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Pflegehelfer/innen werden von Pflegedienstleitenden in Alters- und Pflegeinstitutionen und der Spitex sehr geschätzt, da sie treue Mitarbeitende sind, welche engagiert und motiviert arbeiten und viel Lebenserfahrung sowie Sozialkompetenz mitbringen.
- Deshalb bevorzugen die befragten Vorgesetzten eher Pflegehelfer/innen als Assistent/innen Gesundheit und Soziales, insbesondere in der Deutschschweiz.
- Der wachsende Personalbedarf in der Langzeitpflege und die lange Verweildauer von Pflegefachkräften sprechen dafür, das Potenzial an Berufsumsteigerinnen und -umsteiger zu nutzen.
- Der Lehrgang bietet eine optimale Grundlage zum Einstieg in die Gesundheitsberufe. So zeigt sich, dass Pflegehelfer/innen bei vorhandenem Potenzial durch ihre Vorgesetzten gefördert werden, indem diese ermutigt werden, eine verkürzte 2-jährige oder eine reguläre 3-jährige Grundbildung zur Fachpersongesundheit zu absolvieren. Denn durch das Fördern von Pflegehelfer/innen mit Potenzial wird ein wichtiger Schritt zur Optimierung der Versorgungs- und Pflegequalität getätigt.
Die Ergebnisse erstaunen nicht. Gerade durch die vielen Quer- und Wiedereinstiege – typisches Merkmal eines Pflegehelfer/innen-Curriculums – ist es nichts als logisch, dass viel Lebenserfahrung und Sozialkompetenz schon vor der ersten Unterrichtsstunde vorhanden sind. Eine äusserst wichtige Ressource, gerade in gemischten Teams (Alter, Herkunft, Erfahrung), wie sie häufig in Gesundheits- und Altersinstitutionen zu finden sind.
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Artikel und Berichte:
- Hahn, S., Stäubli, M., Boinay, F., Ziegler, A., & Helfer, T. (2014). Forschungsprojekt Pflegehelfer/-innen SRK und ihre Aufgaben in der Gesundheitsversorgung der Schweiz. Unveröffentlichter Schlussbericht. Berner Fachhochschule, Bern.
- Stäubli, M., Bernet, M., Lipp, I. & Hahn, S. (2017). Schlussbericht Projekt Bedeutung, Kompetenzregelung und Mentoring (BeKoM) der Pflegehelfer/-innen SRK. Bern: Berner Fachhochschule Gesundheit.
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1 Kommentare
LorenzH
Kann man wohl getrost als Krisen sicheren Job bezeichnen. Die Anzahl der Pflege Stelle wird in den kommenden Jahren sicherlich steigen. Leider gibt es zwei Probleme. Zum einen muß es bezahlbar sein und zum anderen muss die Arbeit besser bezahlt werden. Und da beisst sich die Katze in den eigenen Schwanz