Mobile Altersarbeit – Ein Arbeitsfeld im Entstehen

Von 0 Kommentare

Foto: istock ferrantraite

Noch haben die Angebote Pilotcharakter und sind in der Schweiz nicht etabliert – aber das könnte sich bald ändern. Ein Forschungsprojekt der BFH analysierte die Mobile Arbeit systematisch und schälte deren Erfolgsmerkmale heraus. Auf dieser Basis wird nun in Biel ein weiteres Projekt gestartet.

«Unsere Angebote werden von der älteren Bevölkerung ungenügend genutzt.»

«Wir erreichen ältere Menschen, die Unterstützung zuhause nötig hätten, kaum.»

Im Austausch mit Altersbeauftragten oder Gemeindevorsteher*innen begegne ich solchen Aussagen öfters. Bei Recherchen zu möglichen Lösungsansätzen für die Altersarbeit stiess ich immer wieder auf Ansätze, die als aufsuchend oder mobil beschrieben wurden. In einem Forschungsprojekt untersuchte ich das Angebot in der Schweiz systematisch und trug die Ergebnisse für die Paul Schiller Stiftung in einem Grundlagenbericht zusammen.

Vor Ort unterwegs

Das entscheidende Merkmal der mobilen Altersarbeit besteht in der Bestrebung, die Arbeit direkt in den Lebensräumen der älteren Bevölkerung zu tätigen. Die Begegnungen finden in keinem institutionellen Kontext wie etwa einer Beratungsstelle statt, sondern auf der Strasse, auf öffentlichen Plätzen, auf Märkten, an Mittagstischen oder an Veranstaltungen. Entsprechend verfügen die Fachpersonen der mobilen Altersarbeit gute Kenntnisse der Sozialräume, in denen sie aktiv sind.

Aktive Suche nach Begegnung

Das Bestreben aktiv den Kontakt mit den älteren Menschen zu suchen, ist ein weiterer Bestandteil der mobilen Arbeit. Durch die Präsenz vor Ort entsteht die Möglichkeit für spontane Gespräche und zu einer niederschwelligen Kontaktaufnahme. Der vertrauensvolle Austausch bedingt eine passende Kommunikation, die sensibel und empathisch auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Auch nonverbale Signale wie Blickkontakt, Körperhaltung und Auftreten spielen eine wichtige Rolle und tragen zu einer Atmosphäre bei, in der sich ältere Menschen ernst genommen und wertgeschätzt fühlen.

Gemeinschaftsbildend

Mobile Altersarbeit schafft auch soziale Nähe. Sie baut vertrauensvolle Beziehungen mit älteren Menschen auf und schafft in strukturschwachen Quartieren temporäre Begegnungsorte. Durch ihre Vernetzungstätigkeit bringt sie ältere Menschen zusammen. Um die vulnerable, zurückgezogene ältere Bevölkerung besser zu erreichen, sind die beteiligten Fachpersonen aber auch auf Dritte angewiesen. Entsprechend spielt die Pflege von Netzwerken zu An- und Zugehörigen, der Nachbarschaft, den Fachorganisationen und der öffentlichen Verwaltung eine ebenso wichtige Rolle. Indem die mobile Altersarbeit Anliegen, Freizeit- und Hilfsangebote vermittelt, stärkt sie auch das lokale Sorgenetz.

Neue Wege der Altersarbeit in Biel

Die untersuchten Projekte der mobilen Altersarbeit haben alle Pioniercharakter und basieren stark auf dem Erfahrungswissen der beteiligten Fachpersonen. Die Angebote mussten mehrmals angepasst werden. Neue Ideen wurden ausprobiert und gewisse Massnahmen zum Teil auch wieder verworfen. Die Chancen der mobilen Altersarbeit, ältere Menschen alltagsnah und niederschwellig im Alltag zu unterstützen und ihre soziale Einbindung zu erhalten, werden von Seiten der öffentlichen und privaten Trägerschaften jedoch als hoch eingeschätzt.

So startete die Stadt Biel/Bienne diesen Herbst ein dreijähriges Pilotprojekt. In den Informations- und Anlaufstellen der Quartiere Madretsch und Mett werden in drei Zyklen Massnahmen der mobilen Altersarbeit erarbeitet und getestet. Dadurch soll der Zugang älterer Menschen zu diesen Stellen verbessert und die Vermittlungsfunktion zwischen den individuellen Anliegen der älteren Bevölkerung und den lokalen Angeboten gestärkt werden. Das Institut Alter begleitet die Quartierarbeitenden dabei fachlich und hofft, die dabei gemachten Erfahrungen danach auch in andere Städte und Gemeinden tragen zu können.

Mobile Altersarbeit als Schlüssel zur Betreuung

Live-Talk, 24. Oktober 2026, 13.15 Uhr, online

Die Erkenntnisse der Studie diskutieren Riccardo Pardini, Prof. Dr. Carlo Knöpfel (FHNW) sowie die Fachpersonen Tamara Lang (Infobus Pro Senectute BL/BS) und Kathrin Fachinger (Mobile Altersarbeit Aarau) im Live-Talk von «Gute Betreuung im Alter».

Veranstaltungswebseite


Kontakt:

 

Studien und Berichte:

 

Partner und Projekte:

Beitrag teilen
0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.