Hohe Arbeitsmarktchancen für Personen mit Schutzstatus S

Foto: adobe-stock: Halfpoint

Mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs wurde in der Schweiz im März 2022 erstmalig der Schutzstatus S aktiviert. Geflüchtete aus der Ukraine erhielten dadurch rasch ein Aufenthaltsrecht und somit auch eine Arbeitserlaubnis. Eine Befragung der geflüchteten Personen zeigt, dass sie sehr gut ausgebildet und motiviert sind, sich in den Schweizer Arbeitsmarkt zu integrieren.

Über 70’000 Geflüchtete aus der Ukraine haben in der Schweiz bislang den Schutzstatus S erhalten. Viele davon sind in erwerbsfähigem Alter, mussten ihre Arbeitsstellen in der Heimat aufgeben oder befanden sich mitten in einer Ausbildung. Für ihren weiteren Lebensweg ist es wichtig, dass sie ihre Kompetenzen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erhalten und weiterentwickeln können.

Wer in der Schweiz den Schutzstatus S erhält, ist grundsätzlich berechtigt, einer Arbeit nachzugehen. Eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration hängt unter anderem von der Ausbildung, den Berufserfahrungen und Sprachkompetenzen der Schutzsuchenden ab. Daneben spielen grundlegende Eigenschaften wie Gesundheit, soziale Netzwerke und Motivation für Bildung und Arbeit eine Rolle. Im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) führte die Berner Fachhochschule hierzu eine repräsentative Umfrage bei 8’000 Personen mit Schutzstatus S durch.

Eine Chance für Branchen mit Fachkräftemangel

Bei den Schutzsuchenden handelt es sich um eine sehr gut ausgebildete Personengruppe. 70% der befragten Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren verfügen über einen Hochschulabschluss und knapp ein Viertel besitzt einen Abschluss auf Sekundarstufe II. Sie haben damit einen höheren Bildungsstand als der Durchschnitt der Schweizer Wohnbevölkerung, bei der 42% über einen Hochschulabschluss und 45% über einen Abschluss auf Sekundarstufe II verfügen.

Da viele Schutzsuchende Ausbildungen und Berufserfahrungen in Branchen mit Fachkräftemangel – z.B. Bau- und Ingenieurwesen, Gesundheits- und Sozialwesen, Pädagogik oder Informatik – aufweisen, ist ihr Potenzial im Schweizer Arbeitsmarkt sehr hoch.

Rascher Erwerb von Sprachkompetenzen

Für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration sind Sprachkenntnisse zentral. Die Umfrage zeigt, dass 83% der Befragten einen Sprachkurs besuchen oder diesen bereits abgeschlossen haben. 44% der erwachsenen Befragten geben an, in Englisch oder einer Landessprache das meiste zu verstehen und sich gut mündlich ausdrücken zu können. Bei den unter 25-Jährigen geben dies sogar über 60% an.

Angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer sind die selbstberichteten Kenntnisse einer Landessprache beträchtlich und werden von guten Englischkenntnissen ergänzt. Dies kann als hohe Motivation gedeutet werden, im Schweizer Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.

Hohe psychische Belastung bei Jugendlichen

Trotz der hohen Belastung, mit der eine Flucht verbunden sein kann, schätzt die Mehrheit der Befragten ihre Lebensqualität in der Schweiz als gut bis sehr gut ein. Schutzsuchende sind ähnlich zufrieden mit ihrer Gesundheit wie die Schweizer Bevölkerung, obwohl sie ihren allgemeinen Gesundheitszustand tiefer bewerten und von einer höheren psychischen Belastung berichten. Dies trifft insbesondere auf Frauen und jüngere Personen zu. Während 15% der Schweizer Bevölkerung eine mittlere bis hohe psychische Belastung aufweisen, sind es bei den 25- bis 59-jährigen Personen mit Schutzstatus S mit 36% mehr als doppelt so viele. Noch stärker belastet sind Jugendliche und junge Erwachsene. In der Gruppe der 16- bis 19-Jährigen berichten mehr als die Hälfte von psychischen Belastungen. Die meisten Schutzsuchenden fühlen sich zudem öfters einsam und haben nur wenige nahestehende Personen, mit denen sie reden können.

Unterstützungsbedarf in Gesundheit und sozialer Integration

Die Ergebnisse der Befragung lassen auf ein grosses Potenzial von Personen mit Schutzstatus S für die Arbeitsmarktintegration schliessen. Zu diesem Schluss kommen auch eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und ein Forschungsprojekt in Deutschland: Um das Potenzial hochqualifizierter Geflüchteter aus der Ukraine zu nutzen, sollten diese spezifisch unterstützt werden, beispielsweise bei der Anerkennung von Diplomen und dem Aufbau von beruflichen Netzwerken. Unterstützungsbedarf besteht zudem vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit und der sozialen Integration, was sich in allen drei Befragungen zeigt. Dies kann einerseits durch bestehende Angebote des Gesundheitswesens geleistet werden, andererseits sind Angebote zu fördern, welche die soziale Integration unterstützen und auch mit wenig Sprachkenntnissen genutzt werden können.

 


Kontakt:

 

Artikel und Berichte:

 

Partner und Projekte:

 

Literatur und weiterführende Links:

 

Beitrag teilen
0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.