Glücksforschung wirkt

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Beiträge über Glück waren lange Zeit Philosophen, Schriftstellerinnen oder Journalisten vorbehalten. Heute ist die Glücksforschung ein empirisches Forschungsgebiet, das mit soliden Methoden arbeitet. Vier Beispiele zeigen die breiten Einsatzmöglichkeiten und die hohe praktische Relevanz ihrer Erkenntnisse.

«Alle Menschen haben Charakterstärken, sie sind bloss unterschiedlich ausgeprägt.» In den Ohren kritischer Menschen mag das nach «Gesülze» klingen, nach nettem, aber letztlich inhaltsleerem Geschwafel. Aus zahlreichen Studien wissen wir jedoch, dass es um mehr geht, als einfach darum, nett zu sein. Wenn man professionell und systematisch über Charakterstärken spricht, nachdenkt, sie beobachtet und fördert, ist das sicherlich erfreulich, es hilft aber auch praktische Probleme zu lösen. In der Schule, im Unternehmen, im Spital, in der psychiatrischen Klinik: Überall zeigen sich Anwendungsmöglichkeiten. Und nicht selten gerade dort, wo man mit bisherigen Ansätzen an Grenzen gestossen ist.

Über Stärken sprechen macht stark

In Beratungsgesprächen im Outplacement oder in der Sozialen Arbeit ist es längst üblich, ressourcenorientiert zu arbeiten. Die Forschung stellt nun Instrumente zur Verfügung, die Ressourcen besser erkennbar machen. Chris Peterson und Martin Seligman identifizierten und definierten 24 universelle Charakterstärken, zum Beispiel Dankbarkeit, Mut, Ausdauer und Humor. In zahlreichen Studien wie auch in der Praxis hat es sich seither als hilfreich erwiesen mit diesen Begriffen zu arbeiten, weil damit die Stärken von Menschen differenziert beschrieben werden. Bei Menschen mit sprachlichen oder psychischen Beeinträchtigungen gelingt das unter Umständen weniger gut. Tanja Bélier-Teichmann hat deshalb ein Set von Bildkarten entwickelt, das es auch unter solchen erschwerten Bedingungen erlaubt, über Ressourcen und Positives zu sprechen, sich darüber zu freuen und diese Stärken in der Folge vermehrt einzusetzen. Die Erfahrung zeigt, dass die Bilder auch bei Menschen ohne Beeinträchtigungen wirken, weil sie positive Emotionen stärker aktivieren.

Achtsame Führungskräfte sind erfolgreicher

Die Achtsamkeitsforschung hat längst entdeckt, dass Meditieren die Lebenszufriedenheit erhöht. Studien zeigen aber auch, dass Meditieren verschiedene Fähigkeiten fördert, wie genaues Zuhören, unter Stress gelassen bleiben oder das Entwickeln innovativer Problemlösungen. Obendrein dämpft es unbewusste diskriminierende Tendenzen. All dies sind Fähigkeiten, die in einer immer komplexer und hektischer werdenden Geschäftswelt an Bedeutung gewinnen. Um Achtsamkeit zu trainieren, braucht es allerdings weder Klangschalen, noch Räucherstäbchen, nicht einmal Yogamatten. Man kann Achtsamkeit in einem durchaus westlichen Stil erlernen. Das ist eine wichtige Erkenntnis, um die Vorteile von Achtsamkeitstrainings im Unternehmenskontext einzuführen.

Stärken beobachten und feiern

Über eigene Stärken zu sprechen, tut an sich gut, fällt uns aber nicht immer leicht. Eigenlob widerstrebt vielen von uns. Wenn wir auf Video aufnehmen, wie wir eine Aufgabe lösen und dann von einer aussenstehenden Person unsere brillantesten Momente zurückgespiegelt erhalten, dann fällt es uns einfacher, den Zugang zu unseren Ressourcen auszubauen und uns aus den eigenen Stärken heraus weiterzuentwickeln. Wie solche Video-Aufnahmen ablaufen sollen, wie man Stärken beobachtet und gemeinsam feiert, dazu gibt es verschiedene Erfahrungen und Konzepte, eines heisst Marte Meo. Es kann für Eltern mit Erziehungsschwierigkeiten genauso eingesetzt werden wie für Lehrpersonen mit einer schwierigen Klasse. Weniger üblich, aber ebenfalls möglich, ist der Einsatz für Manager mit herausfordernden Führungssituationen.

Sich an positiven Bildern festhalten

Es gehört zu den wiederkehrenden Lebenstipps, dass man sich seine Wünsche nur lange genug vor Augen halten müsse, dann würden sie wahr. Wie wir alle ahnen, stimmt das so nicht. Allerdings zeigt die Forschung, dass es eine gute Idee ist, sich intensiv vorzustellen, wie das eigene Leben in ein paar Jahren aussähe, wenn einem alles gelänge, das man anpackt. Das allein ist vielleicht noch nicht überraschend. Erstaunlich ist jedoch, wie selten Menschen nach dieser Erkenntnis handeln und wie oft und wie systematisch sie über Unerfreulichem grübeln. Wie wirksam der optimistische Blick auf das Leben ist, zeigt sich besonders hier: Alte Menschen, die eine positive Vorstellung vom Alter haben, gehen auch dann noch spazieren, wenn es ihnen nicht so gut geht und dadurch bleiben sie nachweislich länger beweglich und gesund. Eine Anstiftung zu realistischem Optimismus könnte somit durchaus Menschenleben retten.

 

SWIPPA Jahreskonferenz 2019

29.11.2019 an der Berner Fachhochschule Wirtschaft

Die Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Positive Psychologie (SWIPPA) richtet sich an Fachpersonen und Interessierte aus Wirtschaft, Sozialwesen, Bildungsbranche, Gesundheitswesen und Beratung sowie an Forschende im Fachgebiet der Positiven Psychologie.

Keynotes:

  • Prof. Dr. Joar Vittersø, Institut für Psychologie, Universität Tromsø
  • Prof. Dr. Maike Luhmann, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum

Workshops:

  • In 10 Schritten zur psychischen Gesundheit – Zähneputzen für Die Seele
  • Mehr positive Emotionen, bitte!
  • Mindful Leadership – Kostproben vom Buffet der Achtsamkeit für Führungskräfte
  • Magic Words – Die positive Kraft der Sprache

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