Gesundheitsförderung trägt dazu bei, die Lebensqualität im Alter zu erhalten und einen frühzeitigen Eintritt in Pflege- und Betreuungsinstitutionen zu verhindern. Damit wird auch der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen abgefedert. Dies zeigt die Studie «Panorama Gesundheitsberufe 2030» der Berner Fachhochschule. Gemeinsam mit weiteren Fachhochschulen soll nun ein Kompetenzzentrum für Fachkräfte aufgebaut werden.
In den nächsten Jahren wird in der Schweiz der Pflegebedarf hochbetagter Menschen und damit auch die Nachfrage nach Betreuungsplätzen markant zunehmen. Dies hat auch einen Einfluss auf die benötigten Fachkräfte. Um den steigenden Bedarf abdecken zu können, müssten im Jahr 2030 gemäss aktuellen Prognosen 94‘297 Personen in der Langzeitpflege arbeiten. Dies sind 30% mehr als noch 2010. Um den befürchteten Personalnotstand abzufedern, braucht es einerseits die Unterstützung pflegender Angehöriger, vor allem aber eine verstärkte Gesundheitsförderung und Prävention im Alter.
Potenzial der Gesundheitsförderung im Alter
Gesundheitsförderung hat zum Ziel, allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zu Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Dies kann durch gesundheitsbezogene Bildung und Informationsangebote geschehen sowie durch die Vermittlung von sozialen Kompetenzen und praktischer Fertigkeiten. Individualisierte Programme bei älteren Personen tragen dazu bei, den Eintritt in Pflegeeinrichtungen hinauszuzögern, da diese den verschiedenen Ursachen für den Pflegebedarf mit spezifischen, interdisziplinären Massnahmen begegnen können.
Das BFH-Projekt «Panorama Gesundheitsberufe 2030» erforschte die Förderung von Gesundheitskompetenzen in Pflege, Betreuung und Behandlung. Dabei fokussierte das Projekt auf sozial schwächere Menschen, da Angebote zur Gesundheitsförderung vorwiegend von sozial bessergestellten Bevölkerungsschichten genutzt werden. Die Schulung von Patienten und Patientinnen sowie gemeinsame Entscheidungsprozesse sind heutzutage zentrale Punkt der Gesundheitsförderung. Durch das Internet ist es zwar einfach sich über Gesundheitsbelange zu informieren, jedoch braucht es in vielen Fällen die Einschätzung und Vermittlung durch eine Fachperson. Diese benötigt spezifische kommunikative Kompetenzen und meist auch interkulturelle Kompetenzen. Denn gerade bei älteren Migrantinnen und Migranten führen beispielsweise Sprachprobleme und die Unkenntnis des Gesundheitssystems oft dazu, dass diese nicht die medizinische Versorgung erhalten, die ihnen zustünde.
Gesundheitsförderung kann gelernt werden
In der Schweiz ist die Gesundheitsförderung im Alter noch mangelhaft. Handlungsbedarf besteht bei den betroffenen älteren Personen, bei den Leistungserbringern und bei der Politik. Vor allem fehlt eine Abstimmung zwischen individuellen Angeboten und nationalen, bevölkerungsorientierten Präventionsmassnahmen.
Aufgrund der Resultate des Projekts konnte die BFH ihre Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gesundheit weiterentwickeln. So werden an der BFH beispielsweise Beratungskompetenzen zur Gesundheitsförderung und Prävention in simulierten Settings geübt. Dies steht auch im Interesse der Strategie «Gesundheit 2020» des Bundesrats, welche die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken will.
Die Zukunft der Gesundheitsberufe
Um die Erkenntnisse aus dem Projekt «Panorama Gesundheitsberufe 2030» zu erweitern, starten die Schweizer Hochschulen unter Führung der BFH nun das Projekt «Strategie gegen Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen». Darin werden bis zum Jahr 2020 Strategien zu vier Themenschwerpunkten entwickelt:
- Förderung von interdisziplinären Kernkompetenzen
- Berufskarrieren und Berufsverweildauer in Gesundheitsberufen
- Arbeitsklima und Ethik in Arbeitsstrukturen
- Integration und Unterstützung von pflegenden Angehörigen
Diese Themen sollen Grundlage für den Aufbau eines schweizweiten Kompetenzzentrums für Fachkräfte im Gesundheitswesen bilden. Dabei kümmert sich die BFH um die Förderung von interdisziplinären Kernkompetenzen, die benötigt werden, um komplexe Pflegesituationen zu bewältigen und rasch auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können.
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Informationen und Partner:
Literatur und weiterführende Links
- Beswick AD, Rees K, Dieppe P, Ayis S, Gooberman-Hill R, Horwood J & Ebrahim S (2008): Complex interventions to improve physical function and maintain independent living in elderly people: A systematic review and meta-analysis. Lancet 371, 725-735.
- Blozik E, Meyer K, Simmet A, Gillmann G, Bass A & Stuck AE (2007) Gesundheitsförderung und Prävention im Alter in der Schweiz. Schweizerisches Gesundheitsobservatorium, Neuchâtel.
- Bundesamt für Gesundheit (BAG). (2013). Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates. Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Departement des Innern. Bern
- Daniels R, Metzelthin S, van Rossum E, de Witte L & van den Heuvel W (2010): Interventions to prevent disability in frail community-dwelling older persons: an overview. European Journal of Ageing 7, 37-55.
- Gustafsson S, Edberg A-K, Johannsson B & Dahlin-Ivanoff S (2009): Multi-component health promotion and disease prevention for community-dwelling frail elderly persons: A systematic review. European Journal of Ageing 6, 315-329.
- Rüegger H & Widmer W (2010) Personalnotstand in der Langzeitpflege. Eine Sekundäranalyse vorliegender Texte. Institut Neumünster, Zollikerberg.
- WHO. (1986). Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung. In Charta der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung am (Vol. 21).
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