Generationenkonflikte: Unterstützung für Jugendliche

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Foto: istock.com/SDI_Productions

Zur Jugend gehören Meinungsverschiedenheiten mit den Eltern dazu. Die Konflikte zu Hause können für Jugendliche dennoch eine grosse Belastung darstellen. Hier setzt das Projekt «Generationenkonflikte» an, das von der BFH evaluiert wurde.

Alexander ist 14 Jahre alt und besucht die Sekundarschule. Er ist ein beliebter, ruhiger Schüler und erbringt auch gute Leistungen. Zu Hause kommt es in letzter Zeit jedoch zu massiven Konflikten, weil Alexander am Abend länger draussen mit seinen Kollegen sein will oder mit der Höhe seines Taschengeldes unzufrieden ist. Im Streit beschimpfen sich Alexander und sein Vater. Immer öfter schläft Alexander deswegen schlecht. Von seinen Eltern fühlt sich Alexander gänzlich unverstanden, mit seinen Freunden will er nicht darüber sprechen und anderweitige Unterstützungsangebote sind ihm unbekannt.

Konstruktiver Umgang mit Generationenkonflikten als Ziel

Mit dem Projekt «Generationenkonflikte» wendet sich das National Coalition Building Institute Schweiz (NCBI) an Jugendliche wie Alexander. Einerseits soll das Projekt Betroffene sensibilisieren und das Thema enttabuisieren. Andererseits lernen die im Projekt beteiligten Jugendlichen konstruktive Strategien für den Umgang mit Generationenkonflikten kennen und werden über professionelle Hilfsangebote informiert. Unter Generationenkonflikte werden im Projekt vorwiegend Streitereien zwischen Jugendlichen und ihren Eltern, aber auch andere Auseinandersetzungen – z.B. zwischen Lernenden und Lehrausbildenden – verstanden. Das Projekt besteht aus drei Phasen:

  • In der Einstiegsphase setzen sich die Schülerinnen und Schüler in einem von Fachpersonen geleiteten Workshop mit dem Thema Generationenkonflikte auseinander.
  • In der Umsetzungsphase vertiefen die Jugendlichen das Thema selbstständig, indem sie kurze, selbst gedrehte Videoclips erstellen oder Interviews führen.
  • In der Abschlussphase werden die erarbeiteten Produkte einem Publikum präsentiert – z.B. anderen Klassen oder Eltern.

Zufriedene Beteiligte

Aber erreicht das Projekt tatsächlich seine Ziele? Und wie kommt das Projekt bei Alexander, seinen Klassenkameradinnen und -kameraden, den Projektverantwortlichen der Schule an? Die Resultate der Evaluationsstudie zeigen: Das Projekt wird von den Beteiligten positiv aufgenommen. Auf einer Skala von 1 bis 6 bewerteten die Jugendlichen das Projekt im Durchschnitt mit der Note 5. Auch die befragten Lehrpersonen zeigten sich in den Interviews sehr zufrieden mit dem Projekt. Folgende Punkte hoben sie speziell hervor:

  • Das Projekt knüpft an der Lebens- und Erfahrungswelt der Jugendlichen an, denn Generationenkonflikte betreffen nicht nur einzelne Kinder. Die meisten Jugendlichen kennen das Thema in unterschiedlichen Formen und Schweregraden aus eigenen Erfahrungen.
  • Das Erstellen von Videoclips mit dem Handy entspricht den Jugendlichen. Und durch die Präsentation an der Abschlussveranstaltung wird ihre Arbeitsmotivation noch erhöht.
  • Das Projekt ist professionell geführt und die von NCBI gestellten Fachpersonen sind kompetent. In den Workshops gelingt es ihnen eine offene, ernsthafte und motivierende Atmosphäre zu schaffen, welche den Jugendlichen Raum zur Bearbeitung ihrer Themen gibt.

Hinweise auf eine positive Wirkung

Dass ein Projekt bei den Beteiligten Anklang findet, muss jedoch nicht bedeuten, dass es auch zu Verhaltensänderungen führt. Ob das Projekt «Generationenkonflikte» die angestrebte Wirkung erzielt, lässt sich im Rahmen der kleinen Evaluation aufgrund der Datenlage nur begrenzt beantworten. Die Resultate liefern Hinweise dafür, dass sich das Verhalten der Jugendlichen bei Generationenkonflikten und ihr Wissen darüber durch das Projekt ändern. Im Durchschnitt fühlen sie sich nach dem Projekt besser in der Lage mit Generationenkonflikten umzugehen. Auch nehmen sich die Jugendlichen vor, ihr Verhalten bei einem Streit mit den Eltern zu verändern: Sie würden bei einem Konflikt bedeutend weniger für sich behalten und eher professionelle Unterstützung holen als vor dem Projekt. Trotzdem verzeichnete die Inanspruchnahme von professioneller Unterstützung weiterhin einen geringen Zuspruch.

Erfolg hängt vom individuellen Verhalten ab

Und was bedeutet dies für Alexander? Mit Bestimmtheit würde er im Workshop hören, dass er mit seinem Problem nicht allein ist. Er würde Strategien für den Streitfall kennenlernen und es würde ihm aufgezeigt, welche Unterstützungsangebote es gibt. Was er mit diesen Informationen anstellen würde, hinge aber von ihm ab.

Vielleicht würde er sein Streitverhalten ändern oder die Auseinandersetzungen weniger drastisch bewerten, was die Situation beruhigen könnte. Vielleicht würde er sich, wie viele Kinder und Jugendliche mit persönlichen oder familiären Problemen, an die Nummer 147 wenden. Oder es würde nichts passieren, bis die Situation eskaliert. Dann würde ihm wohl aber die Schulsozialarbeit in den Sinn kommen, auf deren Angebot er im Rahmen des Projekts aufmerksam wurde.

 


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