Indem Gemeinden das Lebensende thematisieren, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur sozialen Unterstützung von schwer erkrankten Menschen und ihren betreuenden Angehörigen. Sie können dies mit Gesprächsimpulsen leisten, die Begegnungen in der Nachbarschaft fördern und den Dialog über gegenseitige Unterstützung anregen. Ein Team der BFH hat dazu einen Film und eine Ausstellung erstellt.
Die Zeit am Lebensende verbringen die meisten Menschen abseits der professionellen Betreuung. Schätzungen zufolge halten sich Sterbende fast ausschliesslich im engen Rahmen der Familie auf, mit Freund*innen oder Bekannten, mit Nachbar*innen oder Freiwilligen – manchmal auch nur mit einem Haustier oder allein. Fachpersonen können zwar entscheidend zu einer förderlichen Umgebung beitragen, indem sie die Pflege sicherstellen, Sicherheit vermitteln oder beraten. Doch es wird oft unterschätzt, was eine gute Betreuung ausmacht und wesentlich zum Wohlbefinden beiträgt: Das Gefühl, Teil der Gesellschaft zu sein, und mit geliebten Menschen in Kontakt zu bleiben.
Die meisten Menschen wünschen sich, das Lebensende zuhause zu verbringen. In einer schweizweiten Befragung aus dem Jahr 2018 gaben rund Dreiviertel der Befragten ihr Daheim als bevorzugten Sterbeort an. Für die wenigsten Personen geht dieser Wunsch jedoch in Erfüllung. Weniger als ein Viertel der Sterbenden kann bis zum Schluss zuhause bleiben. Je älter die Menschen sind, desto eher kommt es zu einem Übertritt ins Spital oder ins Pflegeheim. Auch ist der Verbleib zuhause davon abhängig, dass Angehörige sich um die Erkrankten kümmern können. Betreuende Angehörige sollten mit dieser Aufgabe jedoch nicht allein gelassen werden. Je nach Belastung werden sie selbst krank. Betreute und Betreuende sind somit darauf angewiesen, aus ihrem Umfeld Unterstützung zu erfahren.
Neue Wege im Umgang mit dem Lebensende
Vielen Menschen fällt es jedoch schwer, Hilfe anzubieten. Sterben, Tod und Trauer sind nicht selten mit unguten Gefühlen, Ängsten oder Unsicherheit verbunden. Das Sterben wird heutzutage individuell und oftmals im kleinen Familienkreis gestaltet. Wenn rituell begleitete Begegnungen – wie zum Beispiel eine Begräbnisfeier oder ein Friedhofsgang – fehlen, braucht es individuelle Initiativen, um auf Menschen in Lebenskrisen zuzugehen. Viele überfordert das.
Es braucht somit neue Formen des Umgangs mit dem Lebensende. Schaut man sich bei den verschiedenen Fachorganisationen um, findet man wertvolle Impulse wie Informationsabende und thematische Referate. Für Menschen in Trauer gibt es Kaffee-Abende, die zum Austausch einladen, während Death Cafés das Gespräch für ein breiteres Publikum anbieten. Ebenso existieren Kurse, die über den letzten Lebensabschnitt, über Gespräche mit Trauernden oder über gesundheitliche Vorausplanung informieren. Alle diese Angebote helfen dabei, schwierige Themen anzusprechen und Gespräche zu führen.
Durch den Dialog kommunale Netzwerke initiieren
Ein Projektteam der Berner Fachhochschule fügt in Zusammenarbeit mit dem Universitären Zentrum für Palliative Care des Inselspitals nun eine weitere Palette von Angeboten hinzu. Eine Wanderausstellung und ein Dokumentarfilm befassen sich mit der Frage, was Menschen am Lebensende und ihre Angehörigen brauchen, damit ein Verbleib zuhause möglich ist. Sie laden zur Reflexion über das Lebensende ein und stossen den Dialog über die gegenseitige Unterstützung in Lebenskrisen an.
Das Angebot richtet sich explizit an Gemeinden. Film und Ausstellung können gebucht und im Rahmen eines öffentlichen Anlasses gezeigt werden. Damit sollen Brücken geschlagen werden zwischen Menschen, die Hilfe benötigen, und solchen, die sie anbieten. Sie regen zudem das Gespräch in der Nachbarschaft und unter Bekannten an. Hemmschwellen werden abgebaut und Verbindungen in der Gemeinde geschaffen. Auf diesem Nährboden können in der Folge kommunale Unterstützungsnetzwerke entstehen.
Zuhause sterben
Wie wir als Gemeinschaft Menschen am Lebensende unterstützen
2.-18. November 2022
Montag-Freitag, 9.00-18.00
Berner Generationenhaus
Bahnhofplatz 2, Bern
Die Ausstellung «Zuhause sterben» steht im Zeichen der Compassionate City, der mitfühlenden Gemeinde. In dieser gehört das Lebensende mitten ins Leben und die gesamte Bevölkerung trägt in Phasen von Sterben, Tod und Trauer mit. Sie stösst den Dialog zu gegenseitiger Sorge und Generationensolidarität in Zeiten der Krise an.
Rahmenprogramm:
0 Kommentare