Wie soll eine zeitgemässe Alterspolitik auf Gemeindeebene aussehen? Und was sind die Aufgaben und Erfolgsfaktoren einer Alterskompetenzstelle? Eine Broschüre der Berner Fachhochschule legt Erfahrungen aus zwölf Gemeinden dar und liefert Hinweise für die Praxis.
In den letzten Jahren haben viele Gemeinden im Kanton Bern Altersbeauftragte angestellt oder Anlauf- und Koordinationsstellen für Fragen rund um das Älterwerden geschaffen. Im Zuge des Aufbaus wurden Angebote geschaffen, die für eine altersfreundliche Umgebung sorgen und zur Lebensqualität aller Generationen beitragen. Eine Übersicht über deren vielfältige Formen gab es bisher nicht. Das Institut Alter der Berner Fachhochschule hat sich dieser Thematik in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Bern angenommen.
Für die Studie wurden zwölf Personen interviewt, die auf Gemeindeebene für Altersfragen verantwortlich sind. Dabei wurde darauf geachtet, dass die betrachteten Gemeinden und Gemeindeverbünde bezüglich Einwohner*innenzahl, Topografie und Besiedlung ein breites Spektrum abdecken: sie umfassen zwischen 3’000 und gut 40’000 Einwohner*innen und es finden sich sowohl ländlich geprägte Gemeinden wie das Frutigland als auch stadtnahe Agglomerationsgemeinden wie Köniz oder Muri-Gümligen darunter.
Vertieftes Verständnis als Erfolgsfaktor
Aus den Ergebnissen wurden zum einen eine Organisations-Typologie abgeleitet und zum anderen Erfolgsfaktoren identifiziert, die für Aufbau und Weiterentwicklung von kommunalen Alterskompetenzstellen wichtig sind. Dazu gehören beispielsweise:
- ein gemeinsames Verständnis von kommunaler Alterspolitik
- die Kenntnis der Bedürfnisse der älteren Bevölkerung im Einzugsgebiet
- die Kenntnis der bestehenden Angebote
- die kommunale und regionale Vernetzung der Akteur*innen
- die Definition der Verantwortlichkeiten
- die Sichtbarkeit und Bekanntheit der Alterskompetenzstelle
- entsprechende Ressourcen und Qualifikationen
- Möglichkeiten zur Partizipation der älteren Bevölkerung
Oder wie eine befragte Leiterin aus einer Gemeinde es zusammengefasst hat:
«Voraussetzung für den Erfolg sind das Wissen über die Bedürfnisse, Lösungsideen und Ressourcen für deren Realisierung.»
Sehr deutlich wurde, dass Alterspolitik mehr ist als Heime, Spitex und Altersnachmittage. Alterspolitik ist ein Querschnittsthema, das alle Politikbereiche der Gemeinde betrifft. Dazu gehören etwa die Orts- und Siedlungsplanung, die Ausgestaltung des öffentlichen Raums, das Bauwesen oder der Verkehr. Aber auch die Bildung ist wichtig, etwa wenn Schulen Projekte zusammen mit älteren Menschen durchführen – z.B. Internet-Kurse oder die Dokumentation von Gemeindegeschichte(n) durch Zeitzeug*innen.
Jede Gemeinde braucht ihre individuelle Lösung
Aus dem Projekt ergeben sich konkrete Hinweise, in welche Richtung sich kommunale Alterskompetenzstellen weiterentwickeln und verankern lassen. Besonders wichtig sind klar definierte Ansprechpersonen, die Stärkung der Netzwerke im Einzugsgebiet sowie die Nähe zu den politischen Entscheidungsträger*innen – vor allem zum Gemeinderat und den zuständigen Kommissionen.
Jede Gemeinde und jeder Gemeindeverbund muss jedoch für sich individuelle, angepasste Lösungen finden. Es gibt keine Patentrezepte für die Gestaltung der kommunalen Alterspolitik und für den Aufbau und die Weiterentwicklung von Alterskompetenzstellen. Grundlage dafür ist die Analyse des Bedarfs der älteren Menschen und die in der Gemeinde vorhandenen Ressourcen: Verwaltung, Vereine, aktive Senior*innen, kulturelle Einrichtungen, Betreuung und Pflege, aber auch Wohnbaugenossenschaften und das lokale Gewerbe. Auf dieser Basis können konkrete Ziele und Massnahmen entwickelt werden. Die Verantwortung dafür liegt bei den politischen Entscheidungsträger*innen der Gemeinden.
Die Projektergebnisse sind in einer Broschüre zugänglich. Sie richtet sich als Entscheidungs- und Orientierungshilfe an Gemeindebehörden und -verantwortliche sowie an alle Interessierten, die sich in ihrer Gemeinde in Altersfragen engagieren. Sie zeigt auf, welche Aufgaben Alterskompetenzstellen übernehmen, welche Organisationsformen sie haben können und wo deren Stärken und Grenzen liegen.
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