Das Thema Sozialhilfe führt oft zu hitzigen Diskussionen, wobei eine Frage im Mittelpunkt steht: wie wirtschaftlich arbeiten Sozialdienste überhaupt? Das BFH-Zentrum Soziale Sicherheit hat nun ein Instrument entwickelt, welches Sozialdiensten dabei hilft Sozialhilfegelder effizient einzusetzen und Qualitätsstandards im Betrieb zu verbessern.
Im Jahr 2014 wurden im Kanton Bern 47’000 armutsbetroffene Menschen durch die Sozialhilfe unterstützt. Dabei ging es um die Sicherung des Existenzminimums, die berufliche Eingliederung aber auch um die Hilfe zur Selbsthilfe und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die Kosten dafür betrugen annährend 446 Mio. Franken, eine stattliche Zahl.
Die Sozialdienste im Kanton Bern haben alle dieselbe Aufgabe, sie erfüllen diese jedoch mit unterschiedlichem Mitteleinsatz. Die Berner Fachhochschule entwickelte nun im Auftrag des Kantons ein Instrument zur Analyse derjenigen Kostenfaktoren, die durch die Sozialdienste selbst beeinflussbar sind. Durch diesen Qualitäts- und Leistungscheck können qualitative und quantitative Merkmale der Sozialhilfe erfasst und die verschiedenen Sozialdienste mit ihren Stärken und Schwächen direkt verglichen werden.
Effizient bedeutet auch Qualität
Bei den analysierten 14 Sozialdiensten zeigte sich unter anderem, dass kosteneffiziente Sozialdienste mehr Rückerstattungen erwirtschafteten, etwa durch Beiträge von Eltern oder Verwandten. Auch waren bei kostengünstigen Sozialdiensten die fallbezogenen Kosten für Gesundheit, Grundbedarf und situationsbedingte Leistungen niedriger – da diese zum Beispiel die Krankenversicherungen ihrer Klientinnen und Klienten systematisch überprüfen und nach passenden Preismodellen suchen.
Aus dieser Analyse leitete die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion konkrete Verbesserungsmassnahmen ab, die zur Qualitätssteigerung bei den Sozialdiensten führen sollen. So empfiehlt der Kanton beispielsweise, die finanzielle und die persönliche Hilfe im Aufnahmeverfahren und in den ersten Monaten besonders sorgfältig zu gestalten. Auch sind Fallbesprechungen und periodische Kontrollen wirksame unterstützende Elemente, welche institutionell verankert werden sollen. Diese Empfehlungen tragen nicht nur dazu bei, den Umgang mit Sozialhilfegeldern zu optimieren. Die damit gewonnene Qualität in der Sozialhilfe kommt dabei vor allem den armutsbetroffenen Menschen zugute.
Kontakte
- Prof. Daniel Iseli, Dozent, Fachbereich Soziale Arbeit
- Simon Steger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachbereich Soziale Arbeit
Artikel und Berichte
- Kosteneffizienz und Qualität von Sozialdiensten: Widerspruch oder Synergie? Iseli, D. & Steger, S. (2015) in Sozial Aktuell, 47 (7/8), 21-23
- Steger, S., Straub, L. & Iseli, D. (2015). Qualitäts- und Leistungscheck Sozialdienste (QLS). Synthesebericht im Auftrag der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern. Bern: BFH, Fachbereich Soziale Arbeit – erhältlich bei der Gesundheits- und Fürsorgedirektion GEF des Kantons Bern
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