Der Zeitgeist hat sich verändert

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Zehn Jahre ist es her, seit an der Berner Fachhochschule der Fachbereich Gesundheit mit vier Bachelorstudiengängen in den Disziplinen Pflege, Hebamme, Physiotherapie und Ernährung Diätetik gestartet ist. Seither ist viel passiert: Eugen Mischer, Fachbereichsleiter a.i. über eine bewegende Zeit mit vielen Erfolgen und noch höheren Ansprüchen.

Eugen Mischler, der Fachbereich Gesundheit FBG feiert seinen zehnten Geburtstag. Was löst das Jubiläum bei Ihnen als Fachbereichsleiter a.i. aus?

Eugen Mischler: Ich bin sehr stolz auf die Leistung, die der gesamte Fachbereich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vollbracht hat. Wir haben alle intensiv gearbeitet und was wir erreicht haben, darf sich sehen lassen.

Pflege, Hebamme, Physiotherapie und Ernährung und Diätetik auf FH Stufe: Welchen Mehrwert hat das Gesundheitswesen dadurch erfahren?

Mit der Ausbildung auf Fachhochschulebene führen wir die Tradition der Gesundheitsberufe mit einem erweiterten Auftrag kontinuierlich weiter. Wir versorgen den Gesundheitsmarkt wie vor zehn Jahren mit Absolventinnen und Absolventen – auch auf Bachelorniveau muss die Berufsbefähigung erreicht werden. Das eigentliche Ziel ist somit dasselbe geblieben: Gesundheitsfachpersonen auszubilden, die eigenverantwortlich für Klientinnen und Patienten qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung übernehmen – jedoch mit erweiterten Aufgaben und Kompetenzen.

Was hat sich konkret verändert?

Neue Vertiefungsrichtungen führen zu neuen Kompetenzen und gleichzeitig zur Weiterentwicklung der Professionalisierung, die aber bereits vorher begonnen hat.

Innerhalb des Professionalisierungsprozesses sind die Eigenverantwortung, und die Berücksichtigung von evidenzbasierten Grundlagen für das eigene Handeln heute sehr viel umfassender und Voraussetzung für die Leistungserbringung.

Wie wirkt sich diese Professionalisierung in der Praxis aus?

Aufgrund ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen arbeiten FH-Absolventinnen und -absolventen aktiv am Prozess mit Patienten und Klientinnen mit. Sie bringen sich ein, analysieren, hinterfragen und übernehmen dadurch sehr viel Verantwortung. Die Gesundheitsberufe insgesamt haben sich auch aufgrund des Kostendrucks sehr stark weiterentwickelt.

Wie wichtig ist der Master of Science in dieser Berufsentwicklung?

Natürlich ist der Master of Science wichtig, man könnte aber auch sagen, er ist ganz einfach notwendig. Zur Anwendung des Bolognasystems ist die Fortsetzung nach dem Bachelor mit Master und Doktorat ganz einfach logisch. Schon nur, um unsere Bachelorstudierenden auszubilden benötigen wir Fachpersonen mit Kompetenzbildung auf Masterstufe. Man denke auch an Aufgaben im Management oder in der Forschung.

Wo liegen die wichtigsten Entwicklungen des FBG?

Wir haben uns zu einer kompetenzorientierten Ausbildungsstätte entwickelt. Heute muss nicht nur der Handgriff stimmen, sondern viel wichtiger ist das Einschätzungsvermögen zur Patientensituation, zur therapeutischen Massnahme, zur pflegerischen Tätigkeit oder zur nötigen Beratung. Es geht um die Gesamtsicht und um Nahtstellen zu andern Berufsgruppen. Das Thema Interprofessionalität ist für uns aktueller denn je und wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

Was meinen Sie damit?

In der Praxis arbeiten die verschiedenen Professionen heute viel enger zusammen als früher.

Wir messen dem Thema Interprofessionalität bereits in der Lehre sehr viel Bedeutung zu – und zwar nicht nur unter den vier Berufsgruppen des FBG, sondern zum Beispiel auch in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft.

In partnerschaftlichen Projekten mit unseren Ausbildungspartnern können wir sehr viel erreichen und etwas vorantreiben. Solche Partnerschaften sind heute logisch, der Zeitgeist hat sich verändert: Man nimmt Know-How aus verschiedenen Gebieten und erarbeitet etwas Umfassendes zusammen.

Und was wünschen Sie dem FBG für seine nächsten zehn Jahre?

Ich wünsche uns, dass wir die gut verankerte Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft weiterführen – die grosse Bereitschaft interprofessionell zu denken und entsprechende Angebote zu machen.  Am meisten jedoch wünsche ich uns, dass wir mit unseren Absolventinnen und Absolventen den Ansprüchen der Gesellschaft und unseren Praxispartnern gerecht werden. Nur, wenn wir Patienten und Klientinnen die Unterstützung, die Dienstleistung bringen, die sie tatsächlich brauchen, sind unsere Kompetenzen, unsere Fähigkeiten, die richtigen.

 


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