Die Arbeitszufriedenheit in Sozialen Diensten ist im Durchschnitt relativ hoch. Dort, wo sie es nicht ist, neigen nicht wenige Angestellte zur Kündigung. Eine Studie des BFH-Zentrums Soziale Sicherheit hat ihre Beweggründe untersucht. Sie gibt zugleich Aufschluss, wie sich die Mitarbeitenden binden lassen.
Eine hohe Arbeitszufriedenheit geht mit hoher Arbeitsmotivation, Leistungsbereitschaft und Identifikation mit der Organisation einher. Bei den Mitarbeitenden in den Sozialen Diensten nährt sie sich allen voran aus der Sinnhaftigkeit und Vielseitigkeit ihrer Tätigkeit. Auch bewerten sie besonders die Teamzusammenarbeit, die eigene Verantwortung und die persönliche Herausforderung positiv. Weniger zufrieden oder sogar unzufrieden sind sie mit dem Lohn, ihrer Work-Life-Balance und der gesellschaftlichen Anerkennung ihres Berufs.
Meist sind aber andere Gründe dafür verantwortlich, dass Sozialarbeitende, Sachbearbeitende oder Berufsbeistände mit dem Gedanken spielen zu kündigen. Die in der Studie befragten Mitarbeitenden gaben dafür – mit abnehmender Bedeutung – folgende Ursachen an:
- fehlende Unterstützung durch direkte Vorgesetzte
- ein als unnötig hoch empfundener administrativer Aufwand
- mangelnde Aufstiegschancen
- ungenügende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
- unzureichende Vereinbarkeit von Privat- und Erwerbsleben
- eingeschränkte Handlungsspielräume und mangelnde Autonomie
- mangelnde gesellschaftliche Anerkennung.
Insgesamt sehen sich 29 Prozent der Beschäftigten in den Sozialen Diensten gelegentlich und 13 Prozent intensiv nach einer neuen Stelle um. Dies schlägt sich in der teilweise hohen Fluktuationsrate in den Sozialen Diensten nieder. Beachtung verdient, dass fast 60 Prozent der Kündigungswilligen angeben, eine Arbeit ausserhalb der Sozialhilfe oder des Kindes- und Erwachsenenschutzes anzustreben.
Auffallend ist auch, dass in beiden Bereichen Mitarbeitende ohne Führungsfunktion deutlich mehr Kündigungsabsichten zeigen als Angestellte in leitenden Positionen: Fast die Hälfte der Sozialarbeitenden und knapp 40 Prozent der Sachbearbeitenden ohne Führungsfunktion beschäftigen sich gedanklich mit einem Stellenwechsel.
Personalbindung gegen hohe Fluktuation
Eine erhöhte Personalfluktuation durch Kündigungen ist problematisch. Die Tätigkeit in den Sozialen Diensten stellt immer höhere Anforderungen – nicht zuletzt aufgrund steigender Fallzahlen, gehäufter Mehrfachproblematik bei der Klientel und fortdauernder Reformen im Sozialwesen. Damit steigen auch die Ansprüche an die persönliche Eignung, das Fachwissen und die Berufserfahrung der Mitarbeitenden. Werden Stellen gekündigt, geht Know-how verloren, möglicherweise zulasten der Leistungsqualität. Die Suche und Einarbeitung ausreichend qualifizierter neuer Mitarbeitender ist zeit- und kostenaufwendig und erhöht die Arbeitsbelastung der verbleibenden Arbeitskräfte.
Die Studienergebnisse machen vor diesem Hintergrund deutlich, dass es sich lohnt, Mitarbeitende stärker an die Organisation zu binden. Um Arbeitszufriedenheit und -motivation gezielt zu erhöhen, bieten sich Verbesserungen in den Bereichen Work-Life-Balance, Aufgabenteilung zwischen administrativem Personal und Sozialarbeitenden, Personalentwicklung und Mitarbeiterführung an. Zum letzten Punkt führt Projektleiter Roger Pfiffner aus:
„Der wichtigste Einflussfaktor auf die Arbeitszufriedenheit in den Sozialen Diensten ist, dass die Mitarbeitenden das Gefühl haben, mit ihrer Arbeit etwas Wertvolles und Sinnvolles zu tun. Sozialdienstmitarbeitende wollen einen Beitrag für die Gesellschaft leisten und Klientinnen und Klienten bei der Überwindung schwieriger Lebenssituationen unterstützen. Das ist ihnen wichtiger als Verdienst und Arbeitsplatzsicherheit. Dass dies richtig und wichtig ist, sollte von den Vorgesetzten immer wieder betont und diese Überzeugung bei den Mitarbeitenden gezielt gefördert werden. Nicht zuletzt weil es von der Öffentlichkeit zurzeit wenig Wertschätzung für diese Arbeit gibt.“
Kontakt:
Artikel und Berichte: