Arbeitsbelastung in den Gesundheitsberufen: Was können Führungskräfte tun?

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Foto: istock.com/sturti

Stress am Arbeitsplatz gehört für viele Gesundheitsfachpersonen zum Alltag. Eine nationale Studie erhebt nun, wie es um die Zufriedenheit und Gesundheit von Fachkräften in Schweizer Gesundheitsorganisationen steht und zeigt mögliche Handlungsfelder für Führungspersonen auf.

Der Mangel an gut ausgebildetem Fachpersonal ist nicht nur für Gesundheitsorganisationen eine zunehmende Herausforderung, sondern wirft auch Fragen zur zukünftigen Versorgungsqualität im Schweizer Gesundheitswesen auf. Neben den anfallenden Pensionierungen – circa ein Viertel des aktuellen Gesundheitspersonals wird bis 2030 pensioniert – und der steigenden Nachfrage an Gesundheitsleistungen verschärfen insbesondere frühzeitige Berufsaustritte die Problematik. Hier weisen Pflegende, Hebammen und medizinisch-technischen Berufe mit über 40% Berufsaustritten die höchsten Anteile aus. Um den Bedarf an Gesundheitsfachpersonen decken zu können, sind gerade in diesen Berufen eine tiefere Arbeitsbelastung und gute Rahmenbedingungen zentral.

Führungspersonen sind gefordert

Im Rahmen der nationalen Strategie gegen den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen soll im Forschungsprojekt «STRAIN» die arbeitsbedingte Belastung bei Gesundheitsfachpersonen erfasst werden. Mittels Interventionen bei Führungspersonen, welche sie befähigen die Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren, soll die Attraktivität der Gesundheitsberufe langfristig gesteigert werden. Aktuell beteiligen sich über 160 Organisationen aus dem Schweizer Gesundheitswesen an der Studie. Nach der Erhebung der Basisdaten anfangs 2019 wurden im Juni die ersten Interventionen bei Führungspersonen durchgeführt, die bei der Reduktion der Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeitenden eine Schlüsselfunktion inne haben. Dabei werden Führungskräfte verschiedener Management-Stufen während zwei Tagen in der Gruppe geschult und gecoacht, wie sie die Belastung am Arbeitsplatz konkret reduzieren können. Die Interventionen werden dabei organisationsübergreifend und interprofessionell durchgeführt und finden in den deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Landesteilen statt.

Sieben Handlungsfelder für verbesserte Rahmenbedingungen

Die ersten quantitativen und qualitativen Resultate des Projekt zeigen, dass Führungspersonen in gewissen Bereichen eine höhere Arbeitsbelastung als ihre Mitarbeitenden aufweisen, zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben. Nun stellt sich die Frage, wie Führungskräfte diese bei Ihren Mitarbeitenden erkennen und reduzieren sollen, wenn sie selbst am stärksten betroffen sind. Daher setzt das erste der sieben gefundenen Handlungsfelder bei ihnen an:

  • Stressreduktion auf der Führungsebene, damit Führungspersonen mit positivem Beispiel vorangehen können.
  • Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben bei Mitarbeitenden in allen Hierarchiestufen gezielt fördern.
  • Anforderungen und Arbeitslast in Einklang mit Fähigkeiten und Ressourcen der Mitarbeitenden bringen.
  • Führungsverständnis und Strukturen optimieren, um eine positive Feedback- und Fehlerkultur zu schaffen.
  • Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz stärken, Entwicklungsmöglichkeiten und Lohngleichheit schaffen sowie den Mitarbeitenden regelmässige und gezielte Wertschätzung entgegenbringen.
  • Rollenklarheit bezüglich Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Mitarbeitenden schaffen und auf einen kompetenzgerechten Einsatz der Mitarbeitenden achten – beispielsweise Entlastung von administrativen Arbeiten durch zusätzliches Personal.
  • Kommunikation und Zusammenarbeit im eigenen Team und bei der interprofessionellen Zusammenarbeit fördern.

Erfolgreich umgesetzte Interventionen haben gemeinsam, dass betroffene Mitarbeitende bei der Entwicklung und Umsetzung möglicher Massnahmen miteinbezogen werden. Ebenso braucht es ein klares Engagement des Top-Managements bei der Implementierung der Massnahmen und eine Unternehmenskultur, die Interventionen zur Stressreduktion zulässt und fördert. Wie erste Erkenntnisse aus dem Projekt STRAIN zeigen, ist zudem ein interprofessioneller und organisationsübergreifender Austausch mit anderen Führungspersonen hilfreich. So können diese ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsame Themen über die Professionen hinaus angehen.

 


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